Allgemein, Museum

Inselgeschichten

Das Deutsche Historische Museum hat zur Blogparade aufgerufen: „Europa und das Meer – was bedeutet mir das Meer?“

Jeden Sommer aufs Neue zieht es uns ans Meer, an die Nordsee, nach Vlieland.

Vlieland? Ja, wo ist das denn?

Zwischen Texel und Terschelling gelegen, ist Vlieland eine der Westfriesischen Inseln und gehört zu den Niederlanden. Vlieland ist nicht groß, die Insel hat eine Breite von nur etwa 2,5 Kilometer und eine Länge von rund 20 Kilometern, wobei die Hälfte der Vliehors, eine riesige Sandfläche, ist, der liebevoll auch „Sahara des Nordens“ genannt wird.
Auf der Insel gibt es nur ein Dorf, Oost-Vlieland, auch die Gesamtbevölkerung mit 1.145 Leuten ist recht übersichtlich. Auf Vlieland sind keine Autos außer denen der eigentlichen Bewohner erlaubt.

Und was machen wir da?

Entdeckt hat dieses Kleinod in der Nordsee der Schwiegervater, als er mit einem Schulausflug da war. Ja, das ist schon etwas her, aber die Liebe zur Insel zieht sich durch die Familie. Der Mann hat in Kindheitstagen jedes Jahr die gesamtenSommerferien dort verbracht, hat mich angesteckt und nun ist es auch für uns schon lieb gewordener Traditionsurlaub geworden. Es gibt nichts Schöneres, als vom Schiff zu steigen und sich gleich wieder zu Hause zu fühlen!
Um den Flair des Abenteuers etwas zu bewahren, kommen wir nicht im Hotel unter oder in der Ferienwohnung. Nein, auf Vlieland gibt es einen Campingplatz, mitten in den Dünen! Gut, etwas Luxus gönnen wir uns schon, indem wir nicht mit eigenem Zelt anreisen, sondern auf eines der voraufgebauten und komplett ausgestatteten Mietzelte zurückgreifen.

Und sonst?

Vlieland ist etwas ganz besonderes. Es ist zwar nur klein, bietet aber eine ganz eigene landschaftliche Vielfalt. Neben „Wüste“, Dünen, Meer und Watt, gibt es auch erstaunlich viele Bäume, ja richtige Waldgebiete auf dem kleinen Inselchen und wenn die Sonne scheint, so fühlt man sich fast an Italien erinnert!
Es gibt zwar eine Buslinie an der Küstenstraße – aber wozu, wenn man auch alles bequem per Rad erledigen kann? Auf Muschelkalkwegen erstreckt sich ein kilometerlanges Netz von Radwegen über die Insel von der nordöstlichen Spitze bis herunter zum Posthuis. Danach kommt nur noch Sand, der zu großen Teilen militärisches Sperrgebiet ist. Will man doch einmal einen Ausflug dorthin unternehmen, so ist der „Vliehors-Express“ die beste Wahl. Am Strand geht es mit zwei großen Gefährten hinunter bis an die südwestliche Inselspitze, von wo aus man direkt nach Texel hinüberschauen kann. Abends findet so ein Ausflug sein Ende im kleinen Rettungshäuschen – mit Kakao, Lagerfeuer und Musik. Kitschiger kann es fast schon nicht werden…

Was noch?

Die Leuchtturm-Düne von Vlieland ist mit 42 Metern die höchste Erhebung der gesamten Provinz Friesland! Da sage noch einmal jemand, das Land an der Küste ist flach 😉
Wie unterschiedlich das Meer sein kann, sieht man auf beiden Seiten der Insel. Einmal das Watt zur Küste hin, einmal die offene See. Wattwanderungen und mit den Stiefeln im Schlamm versinken, Wattwürmer graben zum Angeln, Muschelsammeln, Strandspaziergänge oder einfach ganz romantisch in den Dünen sitzen und dem Sonnenuntergang zusehen. Seenebel, der über die Dünen steigt! Und immer das Rauschen der Wellen als ständiger Begleiter. Zum Glück sind es nur noch gut 4 Wochen, bis wir wieder da sind – beim Schreiben dieses Beitrages packt mich die Sehnsucht doch gerade ganz gewaltig…

Und die Kultur?

Ja, wer mich als Museumsmenschen kennt, der weiß, dass ich auch in der Ferne natürlich Kultur brauche – und auch wenn nur klein, so hat das Dorf Oost-Vlieland doch immerhin gleich zwei Museen!
Im Tromp’s Huys – dem ältesten Haus auf Vlieland – befindet sich ein Museum. Ehemals war das Haus ein Admiralskontor, viel der ursprünglichen Einrichtung ist noch vorhanden, außerdem wird die Geschichte der Insel thematisiert.
De Noordwester ist ein naturkundliches Museum mit einem angeschlossenen Aquarium – hier wird die Wattenlandschaft und ebenfalls die Geschichte der Insel behandelt.

Ein berühmter Sohn der Insel ist der Entdecker Willem de Vlamingh, der Ende des 17. Jahrhunderts bis nach Südwest-Australien gefahren ist. Seine Statue steht direkt am Hafen von Oost-Vlieland und begrüßt alle Ankömmlinge.
Achso – wenn es schon Oost-Vlieland heißt – wo ist dann West-Vlieland? In der Tat gab es einmal ein zweites Dorf, dass allerdings seit 1736 in den Fluten versunken ist…
Viele Geschichten gibt es auf der Insel zu entdecken und selbst nach so vielen Besuchen und trotz, dass man meint, schon alles gesehen zu haben – es gibt immer wieder etwas Neues zu finden!

Und jetzt?

Ja, ich könnte noch viel mehr weiterschwärmen. Tu ich aber nicht 😉 Vielleicht habt ihr auch einmal Lust bekommen, dieser kleinen Insel einen Besuch abzustatten? Aber nicht alle auf einmal!

Alle in dieser Blogparade erschienenen Beiträge findet man unter #dhmmeer oder auf der Seite des DHM!

Allgemein, Social Media, StreetArt

Alles Vandalismus! Oder?

„Vandalismus, purer Vandalismus – und das finden Sie gut?“
So fragte mich mit hochrotem Gesicht neulich ein Bauarbeiter, als ich durch unwegsames Gelände und zwischen verfallenen Gebäuden herumlief, das Handy gezückt, auf der Suche danach:

 

Vandalismus – laut Duden „blinde Zerstörungswut“. Ist es das? Ich denke nicht. Mich hat der StreetArt-Virus gepackt.

Mitte Juni hatte ich das Glück, an einer exklusiven Blogger- und SocialMedia-Tour im Rahmen der Magic-City-Ausstellung in der Münchner Olympiahalle teilzunehmen. Durchgeführt wurde sie von dem StreetArt-Experten Martin Arz. An dieser Stelle nochmal Dank an alle Beteiligten!
Mich haben die bunten Bilder, die man überall in den Städten findet, seit jeher fasziniert. Und auf dieser Tour habe ich endlich etwas über die Hintergründe dieser unkonventionellen Kunst erfahren.

Schon gewusst? München gilt als eine Geburtsstadt der StreetArt in den 1970er und 80er Jahren. 1985 wurde hier von jungen Künstlern in Geltendorf der erste WholeTrain in Europa gesprayt – eine Nacht- und Nebelaktion, bei der eine ganze S-Bahn verziert wurde. Zu den damaligen Sprayern gehörte unter anderem Loomit, der auch heute noch in München und auch in der Ausstellung aktiv ist.
Gerade ganz aktuell erst hat er mit Won ABC das große Georg-Elser-Mural an der Bayerstraße gestaltet (hier gibt’s mehr dazu)

Die StreetArt ist also längst auch schon im Bereich der legalen Gestaltung angekommen und mit der Magic-City-Ausstellung oder dem MUCA – dem Museum of Urban and Contemporary Art – bekommt sie nun auch endlich eine Würdigung, denn es ist eben nicht Vandalismus, sondern freie Kunst!

Unsere Radltour auf den Spuren der Münchener StreetArt startete am Friedensengel, führte an der Isar entlang bis zum Viehhof. Dort und an der Tumblinger Straße ist heute ein zentraler HotSpot der Graffiti-Szene. Wer sich einmal selbst versuchen will – an der Tumblinger Straße darf jeder ganz offiziell und legal zur Sprühdose greifen und sich austoben!

StreetArt ist vergängliche Kunst. Sie ist open air, der Witterung ausgesetzt, wird leider aber auch oft bewusst zerstört oder übersprüht. Deswegen Augen auf wenn man ein schönes Motiv sieht – es könnte bald schon wieder verschwunden sein, dafür tauchen aber auch neue auf!

Da Bilder mehr als Worte sagen, hier eine kleine Auswahl unserer Tour:

Nach der Tour im öffentlichen Raum ging es dann noch in die Ausstellung in der Olympiahalle. Alle hier ausgestellten Werke sind speziell für die Ausstellung geschaffen, um trotzdem das Straßengefühl zu haben, wurde ein Soundtrack mit Stadtgeräuschen komponiert.
Auch hier ein kleiner Überblick:

 

Zum Schluss noch ein kleines Glossar:

Mural – ein wandgroßes Graffito
Tag – eine Reviermarkierung
Stencil – ein mit Schablone erstelltes Graffito
PaperArt – Graffito wird auf Papier vorgemalt und dann wie ein Plakat geklebt
Crossen – bewusstes Übermalen / Zerstören eines Bildes

 

Und wer jetzt Lust bekommen hat, der

  • geht in die Ausstellung Magic City (nur noch bis 3. September!)
  • macht selber eine Graffiti-Tour durch München mit – buchbar bei der München-Safari
  • schaut sich die Ausstellung am Kulturstrand an
  • sucht die HotSpots auf, z.B. das Werksviertel am Ostbahnhof oder das Olympiadorf
  • hält einfach die Augen auf und freut sich über etwas Kreativität und Farbe im Alltag!

 

Und jetzt seid ihr gefragt – StreetArt: Kunst oder Vandalismus? Ich freue mich über eure Rückmeldungen! 🙂

12von12, Allgemein, Ägyptologie, catcontent, Schreiberei

#12von12 im Juni

Ja! Endlich wieder einmal #12von12 – 12 Bilder, am 12. eines Monats! Begleitet mich durch meinen Tag!

Die Übersicht über alle #12von12 gibts wie immer ab nachmittags bei Draußen nur Kännchen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Allgemein, Ägyptologie, Bücher, Schreiberei

Schreibblockade?

Der ein oder andere mag sich vielleicht gewundert haben, dass es schon wieder so ruhig hier auf dem Blog ist und ich sogar das #12von12 im März verpasst habe. Das lag allerdings daran, dass wir an dem Wochenende unterwegs waren und ich so beschäftigt war und einfach keine Zeit gefunden habe …
Was die Leere im Blog betrifft – glaubt nicht, dass es mir an Schreibideen mangelt, im Gegenteil! Von euch unbemerkt ist im Hintergrund nämlich mein erstes eigenes Buch entstanden und gewachsen und befindet sich momentan in der Endkorrektur um vielleicht, hoffentlich, in Bälde veröffentlicht zu werden.
Ich gebe zu, ein wenig stolz bin ich schon, dass das Werk so weit gekommen ist. Ich schreibe schon lange, eigentlich schon immer, aber fertig geworden ist nie etwas. Viele unfertige Manuskripte liegen in der Schublade, aber dieses eine, erste, hat seinen Weg gemacht.
Es ist ein historischer Krimi geworden, der um 1889 in München spielt und natürlich darf auch Altägypten dabei nicht zu kurz kommen, wer hätte das gedacht?
Wollt ihr einen Auszug?

Ein ausgeklügeltes System von Gaslampen und Spiegeln hatte die Maske ins rechte Licht gesetzt. Die Augen aus Bergkristall funkelten und schienen dem Betrachter durch den Raum zu folgen. Pechschwarz war ihre Oberfläche. Sie saugte das Licht auf und verlieh dem Stück trotz der Beleuchtung eine Düsternis, die dem Gott des Jenseits angemessen war.
Museumskurator Hans Karmann strich über die bemalte Stuck-Oberfläche der Anubismaske. Der Ägyptische Saal der Glyptothek war der einzig angemessene Ort, an dem diese spektakuläre Neuerwerbung präsentiert werden konnte. Seine Finger glitten über die aufgestellten Ohren des Schakalskopfes, über die lange Schnauze und den übermäßig breiten Hals mit den Gucklöchern, in dem der Kopf eines Priesters gesteckt hatte, wenn er bei der Mumifizierung eines Verstorbenen in die Rolle des Gottes Anubis schlüpfte.
Es war ein außergewöhnlich schönes Stück altägyptischer Kunst, das er da gefunden hatte. Auch wenn die Maske hier nicht ihren endgültigen Standort finden würde – Direktor Brunn wollte sie nach der feierlichen Präsentation zu den anderen Aegyptiaca in das Antiquarium in der Residenz überführen lassen. Dort sollte sie zwischen den Särgen ausgestellt werden. Durchaus nachvollziehbar, fand Karmann. Die Ausstellung in der Glyptothek konzentrierte sich auf die steinerne Rundplastik der antiken Kulturen. Aber er hätte dieses neue Objekt viel lieber in seiner unmittelbaren Nähe gehabt.
Noch einmal umschritt er die Maske, kontrollierte ihren Sitz auf dem eigens angefertigten Sockel, prüfte und korrigierte ein letztes Mal die Einstellung der Lichter, bis er mit der Installation zufrieden war.
Die feierliche Enthüllung, zu der sich auch der Prinzregent persönlich angekündigt hatte, sollte in vier Tagen stattfinden. Bis dahin gehörte Anubis nur ihm und würde wieder seinen Platz auf seinem Schreibtisch einnehmen. So lange hatte er noch Zeit, die kleine Begleitpublikation fertig zu stellen, die er dem Prinzregenten höchstpersönlich überreichen würde. Diese Ehre konnte er sich nicht entgehen lassen.
Karmann hob das Artefakt vorsichtig von seinem Sockel. So konzentriert war er bei seiner Arbeit, dass er die leisen Schritte, die den Saal durchquerten, nicht vernahm. Als sich eine Hand auf seine Schulter legte und er sich überrascht umdrehte, war es bereits zu spät…

 

Und wer jetzt wissen will, wie es weitergeht, der muss noch bis zur Veröffentlichung warten 😉

Derweil beschäftige ich mich schon mit Band zwei und bin beim Camp NaNoWriMo aktiv. Seid also beruhigt, wenn es hier ruhig ist, wird anderweitig geschrieben.

Und wenn wir gerade dabei sind, geht an dieser Stelle schon einmal ein Dank an meine Schreibgruppe, die die Motivation aufrecht erhält, an Rolf für ein tolles Cover, an Diana Hillebrand, die an allem Schuld ist und natürlich an Mann und Kind, die meine gesitige Abwesenheit immer ganz geduldig ertragen…

Wir lesen uns!

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#12von12 im Februar

Schon wieder ist ein Monat rum, es ist wieder Zeit für #12von12 – 12 Bilder, am 12. eines Monats! Begleitet mich durch meinen Tag!

Die Übersicht über alle #12von12 gibts wie immer ab nachmittags bei Draußen nur Kännchen

Das war der Februar, wir sehen uns im März 🙂

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Vinzenz on Tour – Tag 3 im Ägyptischen Museum

Aller guten Dinge sind 3, heißt es – und heute war der dritte und leider auch letzte Tag, an dem Vinzenz aus dem Holzknechtmuseum in Ruhpolding bei uns im Ägyptischen Museum zu Gast war.

Wir erinnern uns, am ersten Tag war Vinzenz bei uns im Magazin unterwegs, am zweiten hat er sich die Särge in der Dauerausstellung angeschaut und sich seiner größten Angst – der Begegnung mit einer Mumie – gestellt! Mutig geworden begab er sich am Abend in einem Sarg zur Ruhe.

Tja, oftmals passieren in der Nacht unvorhergesehen Dinge und so, heute Morgen…:

Es sei mir als Vinzenz-Betreuerin ein kleiner Blick hinter die Kulissen erlaubt. Ich mache mir für soclhe Aktionen meist keinen großen Plan, vieles geschieht spontan. Montag im Magazin, dann in der Dauerausstellung und die Begegnung mit einer Mumie, soviel stand für mich fest, der Rest der dreitägigen Geschichte ist meist erst beim Fotografieren entstanden. Die Idee, Vinzenz in eine Mumie zu versammeln, der kam mir in der Tat erst heute früh, als ich Vinzenz im Sarg aus seinem Schrank geholt habe!

Mit priesterlicher Hilfe und Unterstützung des Pharao konnte Vinzenz natürlich wieder zurückverwandelt werden:

Heute haben wir uns dann ein wenig mit der altägyptischen Sprache beschäftigt. Wir haben uns ein kleines Figürchen aus Ebenholz und Papyrus angeschaut.

Aus beiden sind Worte entstanden, die wir auch heute noch in unserer Sprache wiederfinden! Ich finde es immer unglaublich spannend, daß sich solche „Fachbegriffe“ bis in unsere heutige Zeit erhalten haben!

„Hebeni“ war die altägyptische Bezeichnung für Ebenholz, aus „Pa-per-aa“ wurde im Griechischen „Papyros“ und daraus entstand unser Wort Papier – wir sprechen heute noch ein wenig Altägyptisch!

Zum Ende hin musste ich Vinzenz doch noch ein wenig ärgern…es gibt mit der „Lehre des Cheti“ einen wunderbaren altägyptischen Text, der auch die „Berufssatire“ genannt wird – vielerlei Berufsgruppen werden äußerst negativ dargestellt, um den Beruf des Schreibers umso mehr als den idealen Beruf herauszugreifen.

Daß Vinzenz sich heute selbst als Schreiber bei uns versucht hat, ist ein weiterer dieser Zufälle, die sich oft fast von selbst ergeben und das ganze zu einer runden Sache machen!

Damit ist Vinzenz‘ Besuch bei uns heute leider auch schon wieder viel zu schnell zu Ende gegangen…wir hätten ihn durchaus noch länger beschäftigen können. Morgen bezieht er wieder seinen Koffer und seinen Karton und geht auf die Reise zu seiner nächsten Station!

Bleibt dran und folgt Vinzenz auch weiter auf seiner Reise!

Wer noch ein wenig mehr über das Holz im alten Ägypten wissen möchte, ich habe da vor Urzeiten mal einen Artikel zu verfasst: Holzkunst im Land der Pyramiden

Auch zu den Hieroglyphen habe ich an anderer Stelle schon geschrieben: Hier und hier

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Vinzenz on Tour – Tag 2 im Ägyptischen Museum

Den ersten Tag hat Vinzenz, das Maskottchen des Holzknechtmuseums in Ruhpolding und „der kleinste Museumspädagoge der Welt“ gut im Ägyptischen Museum überstanden – es war Zeit für eine weitere Entdeckungsreise!

Heute ging es in die Dauerausstellung des Museums, natürlich immer auf der Suche nach Holzobjekten! Die größten Stücke, die wir au Holz haben, sind Särge:

Das zentrale Stück in unserem Raum „Jenseitsglauben“ ist auch ein Teil eines Sarges – die goldene Maske der Königin Satdjehuti.

140 Zeichen auf Twitter reichen ja nie aus, um die Geschichte zu den Stücken zu erzählen – das soll an dieser Stelle nachgeholt werden!
Satdjehuti ist eines der Prunkstücke des Museums und auch eines der am besten untersuchten. Durch Holzanalysen hat man herausgefunden, daß der hauptteil der Maske aus Sykomore besteht.
Särge sind im alten Ägypten nie aus einem Stück Holz gefertigt, sondern aus verschiedenen Teilen zusammengefügt. Diese Holzteile sind zusammengedübelt – die Dübel bestehen aus der wesentlich festeren Tamariske.
Der Sarg schützte die Mumie im Inneren – es bestand jedoch durch die Ritzen zwischen den Holzteilen die Gefahr, daß böse Geister in den Sarg eindringen und der Mumie schaden könnten. So bemalte man die Stoßkanten der Hölzer in Rot, um durch diese Farbe das Böse abzuwehren. Die Frabreste kann man noch gut auf der Rückseites des Sarges erkennen und auch die Holzdübel!

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Satdjehuti lebte in der sogenannten Zweiten Zwischenzeit, in der 17. Dynastie, um 1575 v. Chr. Es war die zeit der ersten Fremdherrschaft in Ägypten. Wandernde Beduinenstämme waren aus dem Gebiet von Syrien und Palästina in das Delta eingewandert und hatten sich dort niedergelassen. Das gegen Ende des Mittleren Reiches sehr schwache ägyptische Königshaus zog sich immer weiter in den Süden bis nach Theben zurück, im Norden gründeten die „Heqa Chasut“ – die „Herrscher der Fremdländer“ – ein eigenes Reich und eine Hauptstadt. In der griechischen Überlieferung nannte man sie später die Hyksos.
Für königliche Särge verwendete man in Ägypten normalerweise das wertvolle Zedernholz aus Byblos und dem Libanon, doch der Handelsweg nach Norden war in der Zweiten Zwischenzeit durch die Hyksos versperrt und deswegen ist der Sarg der Satdjehuti aus einheimischen Hölzern gefertigt!
Auf das Holz hat man eine dünne Stuckschicht aufgetragen, darüber Blattgold, so daß der ganze Sarg aussah, als wäre er aus purem Gold gefertigt.

Wer noch mehr über Satdjehuti wissen will, dem sei der Katalog „Im Zeichen des Mondes“ ans Herz gelegt – er ist erhältlich in unserem Museumsshop!

Vinzenz war von den Särgen auf jeden Fall so beeindruckt, daß er gleich in einem nächtigen wollte!

Wir sind gespannt, was der morgige Tag bringt!

Alle Abenteuer von Vinzenz sind bei Twitter zu verfolgen: #VinzenzOnTour
Oder auf der Seite des Holzknechtmuseums: Vinzenz On Tour

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Vinzenz on Tour – Tag 1 im Ägyptischen Museum

Social Media braucht immer mal wieder witzige und ungewöhnliche Aktionen – eine davon läuft aktuell. Sie nennt sich „Vinzenz on Tour“ und wurde vom Holzknechtmuseum Ruhpolding ins Leben gerufen. Mit Vinzenz tourt der „kleinste Museumpädagoge der Welt“ durch verschiedene Museen und andere Institutionen.
Seine Reise kann man online verfolgen, bei Twitter zum Beispiel unter dem Hashtag #VinzenzOnTour.

Vom 23. bis 25. Januar ist Vinzenz bei uns im Ägyptischen Museum zu Gast – es gibt vielerlei zu entdecken und es gäbe auch noch viel mehr zu schreiben – Vinzenz ist sehr wissbegierig und in 140 Zeichen lässt sich die Welt der alten Ägypter nur unzureichend erklären. Als Ergänzung gibt es deswegen noch diesen Blogartikel!

Damit Vinzenz bei uns im Museum nicht alleine unterwegs ist, haben wir ihm einen Begleiter zur Seite gestellt:

Nicht zuletzt dank des Playmobil-Familientages, den wir Mitte Januar veranstaltet haben, verfügen wir über einen reichen Fundus entsprechender Figuren. Vinzenz wird in den nächsten Tagen sicher dem ein oder anderen noch begegnen. Wer im übrigen mehr über unseren Ramses erfahren will – er ist seit letztem Jahr der Star in einem Film, den wir mit Kindern im Rahmen einer Ferienaktion gedreht haben. Hier gibts den entsprechenden Beitrag.

Für Vinzenz stand heute am ersten Tag zunächst einmal die Besichtigung des Magazines auf dem Plan. Montags ist das Museum geschlossen, da bot sich so ein exklusiver Blick hinter die Kulissen doch an. Vinzenz zeigte sich zunächst aber etwas übereifrig im Umgang mit den historischen Objekten. Zum Glück konnte ihn Ramses noch bremsen!

Beim Besuch im Magazin durften die Särge nicht fehlen. Vinzenz war hoch begeistert und griff gleich selbst zum Fotoapparat.

Dabei stellte sich Vinzenz eine Frage:

Die Ägypter glaubten an ein Weiterleben nach dem Tod. Wenn man verstorben war, so wachte man im Jenseits wieder auf. Das jenseitige Leben, an das man im alten Ägypten glaubte, musste gut vorbereitet sein, deswegen nahm man vielerlei Beigaben mit ins Grab: Nahrungsmittel, Schmuck und Schminke, Werkzeug, Möbel… Um aber in alle Ewigkeit immer gut versorgt zu sein, stellte man diese Beigaben oder auch ganze Handwerkerszenen auch auf den Wanddekorationen des Grabes dar. Interessant für Vinzenz, dort wurden auch Holzhandwerker dargestellt!
Im alten Ägypten gab es zahlreiche Literatur über das Jenseits, so daß wir gut darüber informiert sind, wie man es sich vorgestellt hat; ja, es gibt sogar richtige Landkarten! Das Jenseits war bevölkert von unterschiedlichsten Wesenheiten, Göttern und Dämonen. Manche davon hat man in späterer Zeit auch auf den bunt dekorierten Särgen dargestellt.
Vinzenz hat ja schon die ganze Zeit Angst vor Mumien – zu denen wird er morgen etwas hören!

Als Vorbereitung habe ich dazu hier im Blog auch schon mal etwas geschrieben…

Soviel auf die Schnelle für heute, in den nächsten Tagen gibt es noch mehr mit und über Vinzenz zu lesen!

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Allgemein, Küchengeschichten, Kinder

#12von12 im Januar

Nachdem der letzte #12von12 im Dezember ja etwas ins Wasser gefallen war – Krankenhaus wegen Blinddarm, nur bei
instagram nachzuschauen – kommt heute das erste #12von12 im neuen Jahr 2017!

12 Bilder, am 12. eines Monats! Begleitet mich durch meinen Tag!

Die Übersicht über alle #12von12 gibts wie immer ab nachmittags bei Draußen nur Kännchen

 

Das war der 12. Januar – ich wünsche noch einen schönen Rest-Monat 🤓

Allgemein

Jeder Anfang…

Ein paar ungefilterte Gedanken am Neujahrsmorgen…

2016, das von allen so verfluchte Jahr, hat also nun sein Ende gefunden. 2017 steht am Start. Als ich heut morgen aufgewacht bin, übernächtigt, etwas brumsch im Kopf, wie das immer so ist am Neujahrstag, schaute ich aus dem Fenster und sah erstmal: Nichts. Dichter Nebel verhüllt die Welt. Schon in der Nacht war es arg neblig gewesen, aber heute morgen konnte man wirklich nur ein paar Meter weit sehen. Das neue Jahr gab sich bedeckt.
Es war kalt draußen. Dichter Reif hat alles bedeckt, die Bäume, das Gras, alles sah dick überzuckert aus. Im Laufe des Morgens lichtete sich der Nebel etwas, auf der Heimfahrt kam teilweise sogar die Sonne hindurch und ließ alles erstrahlen. Zauberhaft!
Deswegen kam mir in den Sinn „…und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne….“. Es ist doch ein positiver Anfang für ein neues Jahr! Undurchdringlicher Nebel, der zunächst den Blick verschleiert, sich dann lichtet und eine Wunderwelt enthüllt. Starten wir mit Hoffnung!

Doch woher kommt dieses Zitat eigentlich? Ich gebe zu, ich musste auch eben erst einmal nachschauen. Es ist ein Gedicht von Hermann Hesse namens „Stufen“.

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Auch dies, sehr passend zum Beginn des neuen Jahres.

Soll ich jetzt noch etwas über gute Vorsätze schreiben? Ich glaube nicht. Ich habe es eigentlich noch nie gemacht. Voranschauen, nicht zurück. Positiv denken, immer an das Gute glauben. Nie verzweifeln. Jeden Tag leben und lieben.

In diesem Sinne, auf ein glückliches Jahr 2017.