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#12von12 im Februar

Schon wieder ist ein Monat rum, es ist wieder Zeit für #12von12 – 12 Bilder, am 12. eines Monats! Begleitet mich durch meinen Tag!

Die Übersicht über alle #12von12 gibts wie immer ab nachmittags bei Draußen nur Kännchen

Das war der Februar, wir sehen uns im März 🙂

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Das Ludwigfestival im Kunstareal – „Werke ausgezeichneter Schönheit will ich erwerben!“

…so ein Zitat des bayrischen Königs Ludwig I. (1786-1868) und im Jahr 1816 erreichten die ersten dieser Erwerbungen München, eine Reihe altägyptischer Statuen, die Ludwig für die Ausstellung antiker Kunst in der neu zu bauenden Glyptothek vorgesehen hatte.

Diese Erwerbungen jähren sich 2016 zum 200. Male und so haben wir dieses Jahr zum „Jahr der Sammlungsgeschichte“ erklärt. Führungen und Vorträge widmen sich dem Thema, eine Publikation und eine Präsentation im Museum sind in Vorbereitung. Da Ludwigs Erwerbungen sich aber nicht nur in unserem Haus, sondern auch in zahlreichen anderen Museen Münchens zu finden sind, und er auch mit vielen Bauwerken in der Stadt seine Spuren hinterlassen hat, entstand die Idee zu einem „Ludwig-Festival“: ein Tag, der sich der Vielfalt von Ludwigs Wirken widmen sollte. Neben uns konnten wir die Abtei St. Bonifaz, Alte und Neue Pinakothek, KUNST-TOUR Christoph Engels, Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke und die Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek sowie das Museumspädagogische Zentrum MPZ dafür begeistern.

Um das Festival auch medial zu bewerben – und weil wir es längst schon einmal vorhatten – gab es am 22. Oktober als Auftakt ein Social-Media-Event unter dem Hashtag #ludwigfestival. 15 Blogger, Twitterer, Instagrammer oder „ganz normale“ Teilnehmer hatten sich angemeldet, zusammen mit Markus Wagner vom MPZ einen Rundgang über den Königsplatz zu unternehmen und sich die Pläne und Konzeption Ludwigs I. erklären zu lassen.

Nachlesen kann man das Event in Gänze in den verschiedenen Plattformen, hier soll an dieser Stelle nur eine (kleine) Zusammenfassung und ein persönlicher Rückblick erfolgen. Vielleicht kann ich ja auch alles unterbringen, was ich vorbereitet und dann im Eifer des Gefechts nicht untergebracht habe, denn es ist nicht ganz so einfach, zuzuhören, zu  folgen, gleichzeitig zu twittern, Fotos zu machen, ein paar Instagram Bilder hochzuladen, die entsprechenden Hashtags nicht zu vergessen und dabei natürlich noch ein Auge auf den Stadtverkehr und seine Mitmenschen zu haben. Aber, wir sind ja multifunktional!

Nachdem es am Vortag noch windig, kalt und regnerisch war, zeigte sich der Herbst zum Event von seiner schönen Seite: ein strahlenblauer Himmel lachte auf den Königsplatz hinunter.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es auch schon mitten hinein. Ludwig I. war bayrischer König von 1825 bis 1848, mit den Planungen des Königsplatzes, seiner Museen und den ersten Erwerbungen begann er allerdings bereits als Kronprinz! Das Konzept des Königsplatzes  stammt von Karl von Fischer und Leo von Klenze, der Platz sollte die Säulen des neuen Bayern abbilden: das Königtum mit den Propaläen, die Kunst mit der Glyptothek, die Technik mit dem heute von der Antikensammlung genutzten Gebäude, dem Militär mit einer allerdings nie gebauten Akademie und der Religion mit der Kirche St. Bonifaz.

Die Propyläen

Die Propyläen“Ich werde nicht ruhen, bis München aussieht wie Athen.”

Dies war einer der Leitsprüche Ludwigs und so hat er sich auch die griechische Architektur für dieses Tor zum Vorbild genommen. Früher führte der Verkehr noch direkt hindurch, inzwischen kann man nur noch zu Fuß hinein. Das Tor war ursprünglich die Grenze der Maxvorstadt!

Im Inneren kann man seine Griechischkenntnisse aufbessern – die Namen verschiedener Förderer sind dort genannt.

Auf den Friesen der Außenseite wird der griechische Freiheitskampf und die Staatsidee des neuen Griechenland gezeigt, der Sohn Ludwigs, Otto, thront als griechischer König in der Mitte. Und schon gewußt? Die blau-weiße Farbe der griechischen Fahne orientiert sich an der Farbe der bayrischen Flagge!

Die Glyptothek

Die erste altäygptische Erwerbung Ludwigs war Ende 1815 die Statue des Gottes Horus, die den Besucher auch heute noch im Ägyptischen Museum als erstes Objekt begrüßt! Damals lief sie allerdings noch unter der Bezeichnung „Barberinischer Osiris“.

Die Glyptothek spiegelt die Begeisterung Ludwigs für die Antike wieder. „Wir müssen auch zu München haben, was zu Rom museo heißt!“, so Ludwig. Dieses Museum war eines der ersten Spartenmuseen und widmete sich der antiken Kunst – beginnend mit der altägyptischen, so wie es auch Johann Joachim Winckelmann in seiner Kunstgeschichte tat! Und da Ludwigs Interesse vor allem in der Rundplastik lag, ist dies bis heute der Sammelschwerpunkt des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst!

Wenn man heute die Glyptothek betritt, so ist der erste Saal links der ursprüngliche Ägyptische Saal. Sein Aussehen hat man nur noch auf alten Fotos und Zeichnungen. Die Glyptothek wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, alle ägyptischen Objekte 1970 zu einem eigenen Museum zusammengefasst.

Und schon gewusst?

Die Antikensammlung

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Der Glyptothek gegenüber findet sich heute die Antikensammlung. Dem Bildprogramm im Giebel kann man allerdings entnehmen, daß sie ursprünglich als Ausstellungshalle für technische Innovationen gedacht war! Ludwig hatte einen starken Modernisierungswillen und widmete sich dem Ausbau der Eisenbahn und verschiedenen Kanalbauten.

Bald schon jedoch war das Gebäude zu klein, deswegen baute man im Bereich des heutigen Alten Botanischen Gartens den Glaspalast, der aber 1931 durch einen Brand komplett zerstört wurde. Heute steht dort das Park-Cafe!

Oft vergessen gehört zu den Gebäuden des Königsplatzes noch eines, das sich hinter der Antikensammlung befindet!

 

 

 

 

St. Bonifaz

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Kirche und Abtei St. Bonifaz sind von Ludwig gegründet worden – aus ureigenem Interesse. Ludwigs Ehefrau Therese war nämlcih protestantisch und die anderen Kirchen weigerten sich, ihn, der katholisch war, und seine Frau gemeinsam beizusetzen. Er ließ St. Bonifaz unter der Voraussetzung bauen, daß sie hier gemeinsam liegen könnten, aber als es soweit war, weigerte man sich doch. Es wurde als Kompromiss dann ein Gang von außen gegraben und Therese unter dem geweihten Boden beigesetzt.

Erst viel später wurde sie umgelagert und liegt nun heute doch neben ihrem Ehemann.

Auch St. Bonifaz wurde im Krieg stark zerstört. Im Inneren erinnert nicht mehr viel an das ursprüngliche Aussehen.

Schon gewußt? St. Bonifaz ist das Stammhaus des Klosters Andechs!

 

 

„Das schönste zu erwerben ist mein Wille!“

DasWetter war uns zwar gewogen, aber dauerhaftes Tippen macht die Finger doch kalt und so ging es nach der gut 90minütigen Führung noch ins Ägyptische Museum, wo sich alle Teilnehmer noch mit Keksen, Tee und Kaffee aufwärmten und stärkten.

Und nachdem wir so viel über die Gebäude des Königsplatzes und die ursprüngliche Aufstellung der altägyptischen Objekte gehört hatten, schloß sich noch ganz spontan eine Führung im Ägyptischen Museum an, wo wir die Erwerbungen Ludwigs dann noch einmal direkt in Augenschein nehmen konnten.

 

Ludwig ließ sich gerne als Förderer der Künste darstellen. Dies Bild findet sich heute in der Neuen Pinakothek:

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Links im Hintergrund finden sich versteckt auch ein altägyptisches Objekt. Es handelt sich um eine (freie künstlerische) Darstellung der Familienstatue des Sibe und seiner Frau, heute im Raum „Kunst und Form“ im Ägyptischen Museum zu sehen.

Ich hätte noch viel mehr schreiben können, vielleicht gibt es ja noch einen Beitrag „Ludwigfestival Teil 2“ 😉

An dieser Stelle möchte ich mich noch ganz herzlich bei allen Beteiligten, Teilnehmern und Interessenten des #ludwigfestival-Events bedanken. Ich bin gespannt, was noch an Fotobeiträgen und Blogeinträgen in den nächsten Tagen folgt.

Wenn Du, lieber Leser, jetzt spontan Lust auf noch mehr Ludwig hast – das eigentliche Ludwigfestival mit vielen Veranstaltungen im Kunstareal München ist gerade um 11 Uhr am heutigen 23. Oktober gestartet und läuft noch den ganzen Tag, auch das Wetter lädt zu einem herbstlichen Rundgang ein. Das vollständige Programm gibt es auf der Seite des Ägyptischen Museums.

 

 

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Frust, Ideen, Kreativität – Pfingstferienaktion im Museum

Manchmal kommt alles anders, als man es plant oder sich vorstellt, doch diesmal war es schon besonders heftig und ich (fast) ratlos.

Seit immerhin schon 1982 bieten wir vom Ägyptischen Museum in den Ferien Aktionen für Kinder an. Zunächst beschränkte sich das auf die große, vierwöchige Sommerferienaktion, seit 2008 haben wir das ganze aber auch auf die Oster-, Pfingst- und Herbstferien ausgeweitet, in diesem Jahr auch auf die Faschingsferien. Mal bieten wir nur eintägige Kurse an, mal auch etwas über mehrere Tage, traditionell an Ostern und Pfingsten. Von den Besucherzahlen früherer Tage, wo wir mit unserem Angebot allein auf weiter Flur standen, können wir heute nur träumen. Damals hatten wir manchmal bis zu 50 Kinder am Tag! Mit dem immer vielfältiger werdenden Angebot der Kinder-Freizeit-Gestaltung hat sich das geändert. Natürlich ebenso dadurch, daß wir jetzt zusätzlich auch in den anderen Ferien präsent sind und sich nicht alles auf den Sommer konzentriert. Früher waren unsere Angebote ganz frei, man konnte ohne Anmeldung einfach so kommen – etwas, das man heute nicht mehr machen kann, denn dann sitzen wir – erfahrungsgemäß – alleine da. Man muß sich inzwischen also anmelden, wenn man an unseren Angeboten teil nehmen will – doch auch das ist noch keine Garantie, daß die angemeldeten Kinder dann auch wirklich kommen, wie wir bei unserer letzten Aktion feststellen mussten.

Die diesjährige Pfingstferienaktion in der ersten Ferienwoche stand unter dem Motto „Ramses – Sonne Ägyptens“. Wie auch schon in früheren Jahren wollten wir einmal wieder ein Theaterstück einüben. Damit wir für die Aufführung auch entsprechendes Publikum hatten, war als letzter Tag, als Premiere, der Internationale Museumstag angesetzt. Soweit, so gut. 14 Kinder hatten sich angemeldet, damit hätte man arbeiten können. Am ersten Tag erschienen….3 Kinder. Eine davon gleich mit der Mitteilung, daß sie zur Aufführung aber nicht da ist. Etwas später kamen noch zwei Nachzüglerinnen, die beide so gut wie kein Deutsch und auch nur am ersten Tag mitmachen konnten.

Das war für mich der Moment, wo ich in der Tat auch erstmal etwas sprach- und ratlos da saß. Die Ferienaktion war angesetzt für 4 Tage, jeweils 4 Stunden lang – man braucht ja Zeit zum Üben, Kulissen erstellen, Kostüme basteln. Und jetzt? Hatte ich zweieinhalb Kinder. Für ein Theaterstück, bei dem ich mindestens 10 gebraucht hätte. Was tun? Ich war an dem Morgen wirklich kurz davor hinzuwerfen und die Kinder wieder nach Hause zu schicken. Kann man ja aber auch nicht machen, schließlich hatten sich die, die da waren schon so gefreut. Ziemlich sauer bin ich immer noch auf die Eltern, die ihre Kinder zu so etwas anmelden und dann einfach nicht erscheinen und sich noch nicht einmal abmelden oder auch nur entschuldigen. Das ist so ungerecht denen gegenüber, die da sind!

Tja, da ich ziemlich gefrustet war und echt nicht wußte, was tun, habe ich die Entscheidung den Kindern überlassen und wir haben das Problem in „großer“ Runde diskutiert. Wir haben nach Alternativen gesucht, wie wir doch mit zu wenig Mitspielern unser Theaterstück einüben können. Ein Puppentheater wurde in die Runde geworfen. Braucht man aber auch ziemlich viele Puppenspieler. Schließlich kam die Erleuchtung – wir drehen einen Film! Aber nicht mit Schauspielern, sondern mit:

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Playmobilfiguren! Die ganze Ägypten-Kollektion inklusive Tempel, Sphinx und Pyramide ist im Museum vorhanden und daß man Theaterstücke gut mit Playmobilfiguren nachstellen kann, weiß ich dank meines ehemaligen Schulkameraden Michael Sommer, der mit Sommers Weltliteratur to go recht erfolgreich ist. Die Kinder sprangen sofort darauf an und so verging der erste Tag wie im Fluge, indem die Figuren sortiert und Rollen verteilt wurden. Es wurde überlegt, was noch fehlt (ich habe zu Hause natürlich auch alles und konnte aufstocken…) und wie wir das ganze dann umsetzen. Eine ehemalige Museumspraktikantin war ebenfalls während der Aktion dabei und konnte ab dem dritten Tag eine Videokamera stellen (Danke, Louisa!!!). Erste Kulissen wurden gemalt und Stellproben gemacht.

Am zweiten Tag wurden erste Probeaufnahmen mit meiner Handykamera gemacht. Wir überlegten, wer wo stehen muß, es wurde hin und hergeschoben, daß auch alles ins Bild passt, an manchen Stellen musste noch der Text angepasst werden und es mussten natürlich auch die Sprechrollen auf unsere Kinder verteilt werden. Manche ägyptische Namen waren echte Herausforderungen: User-Maat-Re-Setep-En-Re, der Thronname Ramses‘ II. Und wie spricht man Neith, Ptah und Seth aus? Und es wurde auch noch eine Szene ergänzt, die im ursprünglichen Theaterstück nicht vorkam – die Kinder wollten unbedingt die Schlacht von Kadesch nachstellen!

An Tag 3 und 4 wurde richtig gefilmt, manche Szenen mussten mehrfach gedreht werden, irgendwas klappt immer nicht und wenn es der Nieser ist, der mitten in den gesprochenen Text platzt oder die Figur, die umfällt oder nicht richtig im Bild steht oder der verpasste Einsatz. Die Einführung musste gedreht werden und natürlich sollten – zur Orientierung für den Zuschauer – zu Beginn noch alle Schauspieler vorgestellt werden. Für mich hieß es aber auch, daß aus all den Videoschnipseln am Ende natürlich auch ein Film werden sollte – ich habe mich mit der Bearbeitung von Videos bisher nicht auseinander setzen müssen, aber das ist ja auch das schöne an meinem Job: auch ich lerne jeden Tag immer wieder dazu 🙂

Den fertigen Film mussten wir uns dann natürlich auch mehrfach anschauen, ob noch etwas fehlt, ob alle Übergänge richtig sind – und immer noch mussten einige Szenen nachgedreht und eingefügt werden.

Das Ergebnis kann sich danke ich durchaus sehen lassen und zur Filmpremiere am Internationalen Museumstag am Sonntag hatten wir immerhin 25 Zuschauer (nicht viel, aber der Tag war eh sehr schwach besucht – das Wetter war zu schön) und stolze Kinder. Alles in allem war es für mich die tollste Ferienaktion, die ich in den zwölf Jahren am Museum je gehabt habe. Die Kinder waren so selbständig, kreativ und mit Feuereifer bis zum Schluß konzentriert dabei, wirklich ganz prima, wenn man den schlechten Anfang bedenkt. Danke Laura, Marthe und Henrik für eure tolle Arbeit!

Ich will euch unser Endprodukt natürlich nicht vorenthalten – hier ist er, der Film „Ramses – Sonne Ägyptens“:

 

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#12von12 im Mai

Schon wieder ein Monat rum! Begleitet mich durch meinen Tag, 12 Bilder, immer am 12. eines Monats! Im Blog eingepflegt immer etwas später – wenn ihr live an meinem 12. dabei sein wollt, dann folgt mir auf instagram!

 

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Bier im alten Ägypten – Ein Experiment

2016 jährt sich das bayerische Reinheitsgebot des Bieres zum 500. Mal  – da in Bayern das Bier ja quasi eines der Grundnahrungsmittel darstellt, ist dies natürlich ein Grund zum landesweit Feiern!

Für uns im Ägyptischen Museum lag es nahe, uns diesem Jubiläum anzuschließen und dem Besucher zu zeigen, daß Bayern und Altägypter ganz ähnlich ticken – denn im alten Ägypten gehörte schon vor 5000 Jahren das Bier zu den Grundnahrungsmitteln, zum Lohn der Arbeiter und natürlich als Versorgung für die Verstorbenen im Jenseits!

„Ein Opfer, das der König gibt durch Osiris, den Herrn von Busiris, den Ersten der Westlichen, den großen Gott, den Herrn von Abydos. Er möge geben ein Totenopfer, (bestehend aus) Brot, Bier, Rind, Geflügel, Leinen und Alabaster, (sowie) alle guten (und) reinen Dinge…“

So lautet der einführende Text auf vielen Grabstelen aus dem alten Ägypten.

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Relief mit Bierbrauszene im Ägyptischen Museum München (c) Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, Foto: M. Franke

Wir wollten uns nun der Herstellung des ägyptischen Bieres widmen. Zwar sind wir durch viele Abbildungen über den Herstellungsprozess informiert, genaue Rezepte sind leider nicht überliefert.
Bier war im alten Ägypten eng mit der Brotherstellung verbunden. Braubrote wurden geformt, leicht angebacken, so daß sie im Inneren noch klebrig waren, sich außen aber schon eine Kruste gebildet hatte. Diese Braubrote wurden dann mit Wasser vermengt, die Flüssigkeit durch ein Sieb abgegossen und zum Gären stehengelassen.
Das war alles, was wir für unser Experiment an Vorgaben hatten. Ziel des ganzen war es, daraus ein kleines mediales Ereignis zu machen – live brauen sozusagen – und auch im Museum Gruppenführungen zum Bier mit anschließender Verkostung anzubieten. Es musste also eine genießbare Flüssigkeit hergestellt werden.

Das erste Experiment fand in meiner heimischen Küche statt. An Zutaten habe ich mich rein auf Gerste beschränkt. Die wurde auch im alten Ägypten schon angebaut.

„Nimm helle, reine, schöne Gerste (…) mahle die Körner und Bereite Brote, d.i. Malzbrote, indem du Sauerteig wie zu gewöhnlichem Brot hinzugibst; dann röste diese Brote, aber nur oberflächlich und wenn sie Farbe bekommen, so kläre ein süßes Wasser ab und seihe es durch einen Seiher oder ein feines Sieb (…)“
So schreibt Zosimos um 400 über das ägyptische Bier und das war meine Rezeptgrundlage.

Aus meinem eigenen vorhandenen Sauerteig habe ich einen Gerstensauerteig umgezüchtet. 100 Gramm von diesem Sauerteig habe ich mit 150 Gramm Gerstenmehl vermengt, 250 Gramm Gerstenmalz dazugetan und mit 300 Milliliter Wasser aufgegossen. Dieser Teig wird gründlich geknetet, zu flachen Fladen geformt und darf dann etwa 3 Stunden gehen.
Danach wird er bei 250° etwa 15 Minuten gebacken. Nachdem das Braubrot etwas abgekühlt aber noch warm ist, wird es zerbröselt und mit 3 Liter Wasser aufgegossen.
Gerste enthält relativ wenig Kleber – das führt dazu, daß einem das Braubrot schon fast in den Händen zerbröselt, wenn man es aus dem Ofen holt. Für ein normales Brot zum Essen ist es nicht sehr gut geeignet – zum Brauen aber ist es perfekt!

Ich habe dann das ganze nicht abgegossen, sondern es so stehen gelassen, mit der eingeweichten Brotmatsche drin, die relativ bald auf den Boden meines Braugefäßes gesunken ist.

Am nächsten Tag war vom Brot selber gar nichts mehr zu sehen, nur noch eine dunkle, fast schwarze, brotig riechende Flüssigkeit schaute mir entgegen. Noch einen tag später war die Farbe der Flüssigkeit umgeschlagen in ein goldgelb und die Hefe hatte ihre Arbeit aufgenommen. Die Flüssigkeit blubberte fröhlich und hörbar vor sich hin!

Ich habe das ganze dann eine Woche stehen gelassen, dann wurde die Masse abgeseiht. Das erwies sich als ziemlich schwierig, die Brotmatsche unten drin war ziemlich matschig und hat jedes Sieb zugesetzt, auch durch das Leinentuch, was wir verwendet haben, ging es nur ziemlich langsam und hat die ganze Nacht gedauert.

Das Ergebnis konnte sich aber durchaus sehen lassen. Es hat einen leicht säuerlichen Geschmack, brotig, fast zritronig. Schmeckt ähnlich wie Apfelessig. Für uns nicht wirklich bierig, aber in der altägyptischen Hitze durchaus erfrischend. Experiment geglückt!?

Im Prinzip schon, allerdings sind mir zwei weitere Ansätze umgekippt und schimmelig geworden.

Ich weiß bisher nicht, woran es lag. Oder was der alte Ägypter gemacht hat, wenn so etwas passiert ist, denn mit der Sauberkeit damals war es sicher auch noch nicht soweit her. Andererseits ist das natürlich auch das spannende an der Experimentalarchäologie 😉

Nichtsdestotrotz, das Prinzip funktionierte, wir konnten also unser Schaubrauen vorbereiten. Wir haben uns altägyptische Brautöpfe nachtöpfern lassen und uns entschlossen, das Experiment im historischen Ambiente nachzustellen – auf dem Bajuwarenhof Kirchheim. Warum dort? Nun, der geneigte Leser meines Blogs weiß, daß ich dort ehrenamtlich aktiv bin und den Lehmbackofen betreue. Dieser hat zwar keine direkten altägyptischen Entsprechungen, ist vom Backverhalten aber doch besser als ein moderner Elektrobackofen. Außerdem gibt es einfach schönere Bilder her, als wenn wir in der Museumswerkstatt gebraut hätten!

Die beiden Beiträge des Bayerischen Rundfunks, die dabei entstanden sind, sind am Ende des Beitrages verlinkt, auch ein kleiner Artikel aus der BILD-Zeitung ist dabei herausgekommen.

Alles in allem hat das Experiment gut geklappt, auf einige Schwierigkeiten sind wir aber doch gestoßen. Unser Sieb hat nicht funktioniert, es war zu engmaschig. Wir konnten die eingeweichte Masse also nicht direkt nach dem einweichen abseihen, wie wir es vorgehabt haben, sondern haben es dann doch im Brautopf stehengelassen. Zu transportieren war es nicht, weswegen es nach dem Ansetzen erst einmal eine Woche auf dem Bajuwarenhof stand – es war leider die Woche des Kälteeinbruchs – der Hefe hat das nicht gefallen und sie hat nicht viel gearbeitet. Nach einer Woche war die angesetzte Flüssigkeit immer noch dunkel und roch sehr brotig.

Wir haben das ganze dann abgeschöpft, den Bodensatz entsorgt (bis auf eine Probe, mal schauen, was ich damit noch anfangen kann) und Töpfe und Flüssigkeit ins Museum geschafft. Dort habe ich die Flüssigkeit nochmal in den Tontopf gegossen und ein paar Tage stehen gelassen. Die Hefe ist sofort aktiv geworden – Farbe ist umgeschlagen und es hat geblubbert. Ob es nun trinkbar ist und was der Geschmackstest sagt – wir sind gespannt!

…Fortsetzung folgt…

 

Zum Weiterlesen:

Artikel auf dem Blog der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern

Ancient (t)ales, der Blog von Menqt

Musealer Praxistest in der Mediathek des BR

Podcast „Ägyptisches Bier“, Sendung vom 25.4.16, bei Bayern 2

Video „Bierbrauen“ auf dem Multimediaguide des Museums

 

Bier-Termine im Museum

Gruppenangebot „Das Bier im alten Ägypten“ im Museum

So, 22.5.16, 13 Uhr: Vortrag „Das Bier der alten Ägypter“ von Barbara Link, M.A., im Rahmen des Internationalen Museumstages

Di, 30.5.16, 20 Uhr: Poetry Slam „Prosit!“ im Museum

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Mumien-Pornographie?

Es ist schon einige Jahre her, da prägte Prof. Dietrich Wildung, damals noch Leiter des Ägyptischen Museums in Berlin, anlässlich einer Mumien-Ausstellung in Mannheim das Wort „Mumien-Pornographie“. Das Interview kann noch bei Deutschlandradio Kultur nachgelesen werden.

Daß ich jetzt wieder daran denken muß, liegt am Roemer-Pelizaeus-Museums Hildesheim, wo ab Februar die Ausstellung „Mumien der Welt“ zu sehen sein wird. Die Ausstellung wird medial reichhaltig begleitet, immer wieder stolpere ich bei Facebook über entsprechende Ankündigungen und Berichte. Neben Mumien aus aller Welt werden dort – natürlich – auch altägyptische Mumien gezeigt werden.

Ich bin keine Freundin der Mumienpräsentation und stimme mit Herrn Wildungs Ansicht überein – altägyptische Mumien sind nichts, was öffentlich gezeigt werden muß – davon abgesehen auch keine anderen Mumien oder sonstwie präparierte Körper, aber der Fall Altägypten ist ein ganz spezieller.

Wir haben im Museum natürlich auch immer wieder Kinder, die fragen „Habt ihr Mumien, ich will Mumien sehen!“ Eine gewisse Sensationsgier steckt schon hinter dieser Frage. Mein Papa war früher Polizist, da kam eine ganz ähnlich geartete Frage: „Hast Du eine Waffe? Hast Du damit schon mal jemanden erschossen?“ Tja, nun.
Wenn man bei unseren Museumskindern dann mal genauer nachfragt, was sie denn an den Mumien so spannend finden, kommt oft die Antwort: „Die sind so schön bunt.“ Das hat uns zunächst stutzig gemacht, denn Mumien sind, wie wir wissen, so gar nicht bunt, sondern eher braun-grau. Einiges Nachdenken hat uns dann dazu geführt, daß die Kinder nicht die Mumien, sondern die SÄRGE meinen – die sind in der Tat wunderschön und bunt bemalt!

Dezente Mumienpräsentation (c) Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, Foto: M. Franke
Dezente Mumienpräsentation
(c) Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, Foto: M. Franke

Auch in der neuen Dauerausstellung bei uns im Ägyptischen Museum in München verzichten wir auf die Präsentation von Mumien – wir erklären dies mit einer Fahne „Mumien-Tabu“. Eine Ausnahme machen wir mit unserer Kindermumie – zum einen, weil wir natürlich in Führungen über Mumien sprechen (müssen!) und ein Objekt als Anknüpfungspunkt ist immer gut. Zum anderen können wir das bei gerade dieser Mumie noch guten Gewissens tun, denn sie ist noch vollständig eingewickelt und der Mensch darin nicht zu erkennen. Trotzdem, wenn man mit einer Gruppe Kinder vor dieser Mumie sitzt, und sie eben noch ganz begierig danach gefragt haben, sind sie nun ganz zurückhaltend. „Und da ist wirklich noch jemand drin?“, „Aber die ist doch nicht echt, oder?“ wird dann oft gefragt. Diese natürliche Scheu vor den Verstorbenen sollten wir uns auch als Erwachsene erhalten und nicht nach dem „wohligen Schaudern“ suchen. Wir sollten den Mumien mit Respekt gegenüber treten, sie nicht begaffen, sondern ihre Würde bewahren und vor allem nie vergessen: Es war einmal ein lebendiger Mensch, der da vor uns liegt, mit seinen ganz eigenen Ansichten, Träumen und Wünschen und ob dazu gehörte, Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende nach seinem Tod als Ausstellungsobjekt in einem Museum gezeigt zu werden, das wage ich zu bezweifeln.

Mumien-Tabu
Mumien-Tabu

Und damit sind wir auch gleich schon bei den altägyptischen Mumien. Wir sollten uns immer vor Augen führen, was die Mumie für den Ägypter bedeutet hat. Der künstlich haltbar gemachte Körper war nämlich sein Garant für das ewige Leben im Jenseits. Diese ewige jenseitige Existenz in den Gefilden der Seligen war an gewisse Bedingungen geknüpft.
Mit dem Tod, so glaubten die Ägypter, löste sich die Ba-Seele vom Körper. Der Körper blieb im Diesseits in seinem Grab zurück, der Ba ging ein ins Jenseits (sofern der verstorbene das Jenseitsgericht überstand, aber das ist eine andere Geschichte…). Das Paradies im jenseits war aber nicht ohne Tücken – man musste für seinen Lebensunterhalt sorgen und arbeiten! Um dem zu entgehen, oblag es den Hinterbliebenen, ihre verstorbenen Vorfahren im Jenseits zu versorgen. Dies geschah zunächst durch die Grabbeigaben, dann durch Opfer, die beim Besuch des Grabes mitgebracht wurden, später – wenn es keine Hinterbliebenen mehr gab – durch die Opferlisten und Darstellungen von Gütern auf den Grabwänden.
Die Seele musste zum Empfang dieser Opfer aber immer wieder in ihr Grab zurückkehren. Dies ging nur, solange dort noch der unversehrte Körper lag. Der Körper war für die Seele so etwas wie ein Leuchtturm, mit dem sie ihr Grab im Diesseits ausfindig machen konnte. Natürlich setzte man alles daran, den Körper so lange wie möglich haltbar zu machen – eben durch die Mumifizierung!

Die Ba-Seele, dargestellt als Vogel mit menschlichem Kopf
Die Ba-Seele, dargestellt als Vogel mit menschlichem Kopf

Wenn nun der Körper verging oder aus seinem Grab entfernt wurde, so fand die Seele ihr Grab nicht mehr und ihre ewige Existenz im Paradies war damit beendet.
Und nun schauen wir uns einmal um, wieviele altägyptische Mumien sich in den Museen der Welt befinden! Wusstest du, daß man aus Holzmangel in Ägypten mit den schönen trockenen Mumien die Eisenbahn angeheizt hat? Mumien wurden kleingemahlen und in Apotheken als Medizin verkauft! Aus kleingemahlenen Mumien hat man auch Malfarbe hergestellt. Im viktorianischen England lud man zur Teegesellschaft mit Höhepunkt der Auswicklung einer echten Mumie.

Jede dieser Mumien ist eine in Ewigkeit verdammte altägyptische Seele, der wir das Weiterleben im Jenseits genommen haben. Und nun viel Spaß beim Mumien-Gucken.

Die Würde eines Menschen ist unantastbar, auch und gerade nach seinem Tod.

 

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Es weihnachtet….

…auch hier im Blog und natürlich auf altägyptisch – denn wie wir schon wissen: Wer hat’s erfunden? Die alten Ägypter natürlich!

Gestern beim Abschied im Hort fragte mich eine Erzieherin, wie man denn in Altägypten Weihnachten gefeiert hat – da hat man doch bestimmt Palmen geschmückt, oder? Darauf blieb mir erstmal nicht viel zu sagen.

Aber was hat Weihnachten denn nun mit Altägypten zu tun? Mehr als man denkt, denn vieles im christlichen Glauben basiert auf altägyptischen Vorläufern. Wenn man jemandem einen neuen Glauben näher bringen und ihn bekehren will, dann baut man auf bekanntes auf und sagt nicht, daß alles alte Müll war und jetzt ist alles ganz anders!

So basiert das Bild der Maria lactans auf der Darstellung der Göttin Isis mit dem Horuskind auf dem Schoß.

In vielen frühchristlichen Darstellungen findet sich das altägyptische „anch“-Zeichen als Kreuz verwendet und auch die Vorstellung der Wiederauferstehung ist altägyptisch: Osiris, der von seinem eifersüchtigen Bruder Seth umgebracht wurde, um dann von seiner Ehefrau Isis wieder zum Leben erweckt zu werden.

Anlehnungen an Weihnachten finden sich in der sogenannten „Geburtslegende“, die sich mit Darstellungen unter anderem im berühmten Tempel der Hatschepsut in Deir el-Bahari findet, aber auch schon in den Erzählungen des Alten Reiches im Papyrus Westcar anklingt. Eine menschliche Frau gebärt den von Gott gezeugten neuen König. Gut, es fehlt uns der ganze Kram mit der jungfräulichen Geburt – wobei das mit den ganzen frühen Bibelübersetzungen ja nun auch durchaus nur ein Übersetzungs- und Interpretationsfehler sein könnte: junge Frau = Jungfrau und eben nicht biologisch gesehen…

Vor einigen Jahren haben wir die Geburtslegende für unseren Kindernewsletter zusammengefasst. Ich möchte sie heute hier einmal zitieren.

Die altägyptische Geburtslegende

In der Vorstellung der Ägypter hatte ihr König, der Pharao, eine menschliche Mutter und einen göttlichen Vater, er war also Mensch und Gott zugleich. Seine Mutter war die „Große Königliche Gemahlin“ des regierenden Herrschers – also die Königin; sein Vater war der höchste der Götter, der Götterkönig Amun. In vielen Tempeln ist die Geschichte der Abkunft des ägyptischen Königs in den Reliefs an den Wänden dargestellt worden.

(mit Dank an Frau Dr. Schoske, Chefin des Ägyptischen Museums München, die diese Texte für unseren Kindernewsletter geschrieben hatte)

Es sind doch also einige Parallelen zu den christlichen Vorstellungen zu erkennen, inklusive Verkündigung durch einen Götterboten. Und auch das Erschaffen des Menschen aus Ton findet sich ja in der Bibel wieder.

Die Liste ließe sich noch ein wenig länger fortführen, dazu vielleicht ein anderes Mal. Für heute wünsche ich allen treuen und neuen Lesern fröhliche Weihnachten, ob christlich oder vom Konsum geprägt, ob gefeiert wird oder nicht, trotzdem eine schöne Zeit – vielleicht ja doch mit der ein oder anderen geschmückten Palme?

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#MunichInstaSwap

Am vergangenen Wochenende war es soweit – es fand der erste #MunichInstaSwap statt. Doch was ist das eigentlich?

Ein Swap ist zunächst einmal die Bezeichnung für einen Tausch, Insta ist die Bezeichnung für die Plattform, auf der das Ereignis stattgefunden hat: Instagram. Und Munich für München!

Bei diesem Tausch wurden zwei Kultureinrichtungen per Losverfahren miteinander verpaart, besuchten sich gegenseitig und berichteten via Instagram von ihren Eindrücken. Ähnliche Aktionen hatten auch schon Ende November in Hamburg(#museumswaphamburg) und im August in London (#museuminstaswapstattgefunden. Die Idee, so etwas auch in München stattfinden zu lassen entstand spontan in einer Twitterdiskussion, schnell erklärten sich die Kulturkonsorten bereit, das ganze zu organisieren und schon fanden sich die ersten Teilnehmer.

Schlußendlich wurden es 10 Kulturinstitutionen – im Gegensatz zu Hamburg und London war das Teilnehmerfeld nicht nur auf Museen beschränkt, was spannende neue Einblicke und Eindrücke brachte – und die endgültigen Paarungen wurden Anfang Dezember verkündet.

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Uns, dem Staatliche Museum Ägyptischer Kunst, wurden die Pinakotheken zugeordnet – die ja dankenswerterweise uns räumlich direkt gegenüber liegen und deren Social-Media-Chefin Antje Lange auch schon bei verschiedenen Aktionen bei uns zu Gast war. Der #MunichInstaSwap sollte am Wochenende 5./6. Dezember stattfinden – doch braucht so eine Aktion auch eine gewisse Vorbereitung, so daß Antje und ich zunächst einmal Informationsmaterial in Form von Katalogen und Presseinfos zu den Häusern austauschten und dann die gegenseitigen Besuche vereinbarten – ich war am Donnerstag Nachmittag in den Pinakotheken (Neue und Alte), Antje kam am Freitag zu uns ins Museum.

 

Wie geht man das Ganze nun an? Worüber sollten wir als Ägyptisches Museum in den Pinakotheken berichten? Was würden die anderen machen? Das wurde offen gelassen, jeder konnte seinen eigenen Schwerpunkt wählen.

Beim Blättern in den Katalogen der Pinakotheken schaute ich – naturgemäß und ganz automatisch – nach Aegyptiaca in den Gemälden und versuchte, darüber Anknüpfungspunkte zu unserem Haus zu finden. Einiges lag ganz klar auf der Hand:

Bei anderen Bildern habe ich auf spontane Assoziation gesetzt:

Manche Ideen hat unser Praktikant Christoph, der uns beim Rundgang begleitet hat, geliefert – das hätte ich ganz übersehen!

Und ich muß ja zugeben – trotz räumlicher Nähe, einer doch gewissen Kulturaffinität und schon seit 10 Jahren in München war es mein erster Besuch in der Neuen Pinakothek – wie peinlich. Habe aber beschlossen, daß Mann und Sohn demnächst mal bei einem privaten Besuch mitkommen dürfen und wir uns das ganze Museum in Ruhe anschauen – denn an einem Nachmittag durch zwei große Häuser zu laufen ist doch schon ganz schön anstrengend – die Pinakothek der Moderne und die Sammlung Schack haben wir gar nicht mehr geschafft, aber ich hatte auch so schon genügend Inspiration gefunden und habe am selben Abend noch rund 40 Postings vorbereitet und geschrieben.
Das ganze Wochenende bedurfte einiger Organisation im Hintergrund, denn am Samstag fand bei uns im Museum noch eine Veranstaltung aus der Reihe „Altägyptische Literatur“ statt, bei der ich am Nachmittag noch einen Vortrag halten und alles vorbereiten durfte, abends hatten wir Konzertkarten und Sohnemann übernachtete bei einer Freundin, am Sonntag hatte ich ihm versprochen, daß wir nachmittags ins Kino gehen und ein Nachteil von Instagram ist, daß man keine Postings vorbereiten kann, sondern immer „live“ die Beiträge abschicken muß – war spannend 😉

Am Freitag Nachmittag stand der Besuch unseres Hauses auf dem Plan – nun sind wir wesentlich kleiner als die Pinakotheken und so konnten wir bei uns noch viel mehr hinter die Kulissen schauen – wir haben die Magazine und das Lager besucht und wirklich in fast jeden Raum hineingeschaut. Das hatte zur Folge, daß wir bei uns genauso lange unterwegs waren wie in den beiden Pinakotheken, jeweils etwa 3 Stunden und wo gegen Ende des Besuches in den Pinakotheken bei mir aufgrund der Fülle der Bilder einfach auch die Aufmerksamkeit nachgelassen hat, mussten wir beim Gegenbesuch in unserem Haus zum Schluß ordentlich Tempo geben, um auch alles zu schaffen. Ich glaube, wir hätten an den Besuch noch mindestens 2 Stunden dranhängen können, wenn es gepasst hätte – auf jeden Fall war es spannend zu sehen, was die Pinakotheken am Wochenende als Ergebnis des Besuches gepostet haben!

Alles in allem haben mir die Besuche und die Aktion am Wochenende sehr viel Spaß gemacht – ich hoffe, daß ein solcher InstaSwap bald wiederholt wird und bin gespannt, bei welchem Partner wir dann schauen dürfen!

Wer die ganze Aktion noch einmal nachlesen möchte, der kann dies bei Storify tun:

#MunichInstaSwap

Pinakotheken und Ägyptisches Museum

Auch bei den Kulturkonsorten gibt es einen

Rückblick auf den #MunichInstaSwap

Hier findet man uns bei Instagram:

Ägyptisches Museum

Pinakotheken

 

Hast Du den #MunichInstaSwap live verfolgt? Wie hat Dir die Aktion gefallen? Und in welchen Social Media bist Du unterwegs? Wie immer freue ich mich über Rückmeldung!

 

Ägyptologie, Museum, Museumspädagogik

Einblicke

Anderthalb Wochen ist es jetzt her, daß ich wieder aus Ägypten da bin….wieder mitten hinein in den Alltag, zwei verpasste Wochen aufholen, Erkältung nach Klimawechsel inklusive….aber einen Blogpost aus Ägypten habe ich noch in der Leitung.

Am ersten Kurstag im Nubischen Museum hatten wir uns ausführlich über eine Statue des Chephren unterhalten und uns angeschaut, was man eigentlich alles aus einer Statue herauslesen kann, wo sich Anknüpfungspunkte zu anderen Themen finden. Daran möchte ich euch auch gerne teilhaben lassen:

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Museumsobjekte bieten vielfältige Herangehensweisen in der Vermittlung. Führungen in einem Museum orientieren sich natürlich an den vorhandenen Objekten, diese sollen jedoch nur einen Ausgangspunkt bilden, um Geschichten rund um sie herum zu erzählen und so – in unserem Fall – die altägyptische Kultur möglichst umfassend vorzustellen.

Als ein Beispiel was man alles aus einer Statue herauslesen kann, soll die Sitzstatue des Chephren aus dem nubischen Museum in Assuan dienen.

Das Beschriftungsschild gibt uns nur einen groben Anhaltspunkt, um was es sich hier handelt.

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Wie können wir an der Statue ablesen, um wen es sich handelt?

IMG_4035Den Namen des Königs finden wir in den beiden Inschriften auf der Vorderseite der Statue. Ägyptische Königsnamen werden in Kartuschen geschrieben. Der kundige Hieroglyphenkenner liest hier „Cha-ef-Ra“: Chephren in der späteren Überlieferung.

Wieso schreibt man Königsnamen in Kartuschen? Was ist überhaupt eine Kartusche? Und wieso heißt sie so?

Eine Kartusche ist ein ovaler Ring mit einem Querstrich am Ende. Altägyptisch hieß sie „Schen“-Ring, die französischen Soldaten, die mit Napoleon in Ägypten waren, fühlten sich von der Form an ihre Patronenhülsen erinnert. Diese heißen französisch „Cartouche“.

Der Ring und die Linie stehen in der altägyptischen Vorstellung für zwei Begriffe von Ewigkeit. Der Ring ist die zyklische, immer wiederkehrende Ewigkeit neheh – alles wiederholt sich in einem ewigen Kreislauf: die Sonne wandert über den Himmel, die Phasen des Mondes, der Wechsel der Jahreszeiten, die Nilflut. Die Linie ist der Lauf der Zeit, die djet-Ewigkeit: Von einer Schöpfung ausgehend läuft die Zeit voran in alle Ewigkeit bis zu einem irgendwann stattfindendenden Weltenende.

Diese uns sehr fremde Vorstellung von zwei parallelen Ewigkeitsbegriffen ist typisch für die altägyptische Kultur, wo vieles zweifach, als Dualismus, auftaucht: Diesseits und Jenseits, Himmel und Erde, Götter und Menschen und vieles mehr.

Schaut man in der Inschrift höher, dann findet man einen weiteren Königsnamen, diesmal nicht in Kartusche geschrieben, sondern mit einem „Serech“, einer Palastfassade.
Auf dieser sitzt der Gott Horus in Falkengestalt, mit der Doppelkrone Ägyptens auf dem Kopf. Der König verstand sich als Stellvertreter des Gottes Horus auf Erden. So wie in der Götterwelt Horus nach dem Tod seines Vaters Osiris (dieser wurde zum Herrscher des Jenseits) Herrscher des Diesseits wurde, so ist der regierende König Horus auf Erden, sein verstorbener Vorgänger wird zu Osiris im Jenseits. Dies nennt man einen göttlichen Präzedenzfall. Was in der Götterwelt sich ereignete, hat auch Auswirkungen auf das Diesseits und das Leben der Menschen.

Horus trägt die Doppelkrone, die rote Krone Unterägyptens und die weiße Krone Oberägyptens. Traditionell hat man Ägypten in zwei Landesteile unterteilt. Unterägypten, das Delta, im Norden und Oberägypten bis zum ersten Katarakt im Süden. Der König verstand sich als Herr der zwei Länder und symbolisierte dies durch die Kronen, die auch einzeln getragen werden konnten. Auch hier taucht wieder der Dualismus auf!

Wieso aber nun ein weiterer Königsname? Neben seinem eigentlichen Geburtsnamen trug ein altägyptischer König noch 4 weitere Namen, die er mit der Krönung annahm. Dies sind der „Nesu-Biti“-Name, der Horusname, der Goldhorusname und der Zwei-Herrinnen-Name. Oftmals setzte sich der König mit der Wahl der Thronnamen in die Tradition eines Vorgängers – wir kennen heute ähnliches vom Papst.

Die Statue trägt also Namen und Titulatur Chephrens und ist ihm damit einigermaßen zweifelsfrei zuzuweisen. Einigermaßen zweifelsfrei? Ja, denn manchmal konnte es vorkommen, daß ein König die Statue eines Vorgängers nahm, dessen Namen aushacken ließ und seinen stattdessen draufschrieb. Die Zuordnung einer Statue zu einer Person geschah in Altägypten nämlich durch Namensnennung auf der Statue. Dieses Phänomen nennt man Statuenokkupation.

Schauen wir uns die beiden Inschriften an, so sehen wir, daß es zweimal dieselben sind, allerdings gespiegelt, so daß sich die Zeichen anschauen und zur Statue selber orientiert sind. Hieroglyphen kann man von rechts nach links und von links nach rechts anordnen. Bild/Statue/Inschrift bilden immer eine Einheit, deswegen können Inschriften auch mit variabler Richtung angebracht werden.

Hier könnte ein Exkurs zu den Hieroglyphen folgen, aber dazu habe ich ja schon geschrieben: Und das kann man lesen…?

Wenn wir die beiden Zeilen Inschrift miteinander vergleichen, dann können wir sehen, daß die auf der rechten Seite deutlich feiner und sorgfältiger gearbeitet sind als die auf der linken Seite. Es scheinen parallel verschiedene Handwerker an dem Stück gearbeitet zu haben.

Schauen wir auf die Seiten der Statue, so sehen wir auf drei Seiten ein Symbol: zwei Pflanzen sind um eine Hieroglyphe in der Mitte geknotet. Dies sind Lotos und Papyrus, die beiden Wappenpflanzen Ober- und Unterägyptens. Sie umschlingen das Schriftzeichen „sema“ – vereinigen. Das ganze Symbol ist zu lesen als „sema-taui“, die Vereinigung der beiden Länder und steht für das eigentliche Entstehen Altägyptens und somit den Beginn der altägyptischen Geschichte. Die erstmalige Vereinigung der beiden Länder wird dem legendären König Menes zugeschrieben – wahrscheinlich wird es wohl ein Prozess ein, der über mehrere Generationen hinwegging.

{An dieser Stelle könnte man noch weiter ausholen und über die Reichseinigungszeit sprechen, Stichwort: Narmerpalette}

Trotz allem musste jeder König mit Herrschaftsantritt erneut die beiden Länder vereinigen, manchmal nur symbolisch, manchmal auch in der Realität und deswegen finden wir dieses Symbol oftmals auf den königlichen Statuen.

IMG_4039Woran kann man aber noch erkennen, daß es sich um eine königliche Statue handelt? Ein Hinweis ist der sogenannte Königsschurz, ein sehr aufwendiger dreiteiliger Schurz, der sich im vorderen Bereich überlappt, ein weiterer Streifen hängt bis zum Knie herab. Durch die Riffelung des Steines ist eine Faltung des Schurzes angedeutet. Diese Faltung in den Stoff hereinzubekommen war sehr aufwendig. Manchmal wurde der noch nasse Stoff in Falten gelegt und so trocknen gelassen, manchmal hat man auch zwei gezackte Bretter genommen und zwischen diese den Stoff gelegt und so in Falten gepresst. Beides war ein sehr aufwendiger Prozess, den sich so wohl nur hochstehende Personen leisten konnten.

Der „Königs“schurz findet sich auch bei den Statuen anderer hochrangiger Personen und ist für sich allein genommen noch kein Hinweis auf eine königliche Darstellung.

Der Kopf der Chephrenstatue fehlt. Trotz allem kann man an den Bruchkanten noch Reste des Königskopftuches, des Nemes, erkennen. Das Nemes war aus festem Stoff hergestellt und wurde haubenartig über dem Kopf getragen. An der Stirn war es mit einem Metallreif befestigt, an dem sich meist noch eine Uräusschlange befand, im Rücken war es zu einem Zopf zusammengefasst, zwei Streifen des Kopftuches hingen auf die Brust herab. Auf diesen beiden ist eine Querstreifung zu erkennen. Diese Querstreifen waren gold (oder gelb) und blau bemalt. Eine bekannte Darstellung in Farbe ist die Goldmaske des Tutanchamun. Gold und blau waren in der Vorstellung der alten Ägypter die Farben der Götter. Gold war ihre Haut und ihr Fleisch, blau (Lapislazuli) waren ihre Haare. Diese Darstellung mit gelber Haut und blauen Haaren kennen wir auch von menschengestaltigen Särgen – es soll dabei die Vergöttlichung des Verstorbenen im Jenseits zeigen. Beim König dagegen weist es auf seine göttliche Natur hin. Der König war Gott und Mensch in einer Person. Das Nemes-Kopftuch war nur eine der königlichen Kopfbedeckungen. Die Doppelkrone hatten wir bereits bei der Horusdarstellung in der Inschrift gesehen, weitere Kronen waren die blaue Krone (eine Art Kriegshelm) und die Chat-Haube.

Wenn wir uns die Bruchkante des Kopfes ganz genau anschauen, so kann man in Höhe des Kinns noch den Ansatz des Königsbartes erkennen. Dieser Bart war kein natürlich gewachsener, sondern er gehörte zu den Königsinsignien dazu. Er war umgebunden, was man bei vollständigen Statuen an dem Band, das von Schläfe zu Kinn verläuft, erkennen kann.

IMG_4033Bei genauer Betrachtung ist zu erkennen, daß der König etwas in der rechten Hand hält. Es ist ein zusammengedrehtes Tuch, das die Form der Hieroglyphen „sa“ hat, was Schutz bedeutet. Die Zipfel dieses Tuches sind an der Seite des Oberschenkels zu erkennen, sie hängen unten an der Hand heraus.

Wenn wir uns zum Schluß die Statue als Ganzes betrachten, so können wir überall imaginäre parallele Linien erkennen, das unten stehende Bild deutet dies nur an, es ist von jeder Seite aus möglich. Dieses Gitternetz deutet auf den Herstellungsprozess der Statue hin. Auf einen zu bearbeitenden Block wurde auf jede Seite ein Gitternetz gezeichnet. In dieses kamen die unterschiedlichen Ansichten der Statue hinein, der Bildhauer begann, den Stein nach diesen Ansichten abzumeißeln. Nachdem aus dem Block die groben Formen herausgearbeitet wurden, trug man ein erneutes Gitternetz auf die Statue auf, brachte wieder die Innenzeichnung an, dann wurde weiter an der Statue gearbeitet. Statuen in verschiedenen Produktionsstufen sind aus dem alten Ägypten bekannt, so daß wir den Herstellungsprozess sehr gut nachvollziehen können.

chephren_gitternetz

Schlußendlich gibt es zu dieser Statue noch eine Parallele, die berühmte Chephren-Statue mit dem Falken in Nacken, die im Kairener Museum steht und auf dem ägyptischen 10-Pfund-Schein abgebildet ist.

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Bestimmt hätte man zu der Statue noch viel mehr erzählen können, aber für den Anfang soll es erst einmal reichen – im Museum standen wir etwa 2,5 Stunden um die Staue 😉

Ägyptologie, Kinder, Museum, Museumspädagogik

Spätrömische Dekadenz? – Assuan, Tag 7

(Sorry, die Beiträge sind nicht ganz in der korrekten Reihenfolge, ich hinke hinterher, deswegen tun wir jetzt einen Schritt zurück zu Do, 29.10.)

Die erste Woche in Assuan neigt sich dem Ende zu, morgen ist Wochenende (ja, Freitag ist hier ja wirklich FREItag!), heute ist der letzte Kurstag mit meinen Teilnehmern.

Nach 4 Tagen Theorie ging es heute an die Praxis: Umsetzung und Vorbereitung des Kindertages im Museum am Sonntag und das hieß: Basteln!

Es wird gebastelt!
Es wird gebastelt!

Wir trafen uns also diesmal nicht im Museum direkt, sondern in der Bibliothek, wir hatten Stifte, Kleber, Scheren und Bastelvorlagen dabei und dann ging es ans Werk.

Wie schon die ganze Zeit, so waren die Teilnehmer auch diesmal mit Feuereifer dabei und es ist doch schön zu sehen, wenn gestandene ägyptische Männer voller Inbrunst Pektorale mit Glitter Glue gestalten und schnippeln und malen!

Abends hieß die Devise: Dekadenz! Weil es für uns der letzte Kurstag war, weil morgen einige Grabungsteilnehmer abreisen, weil Johanna abends einen Vortrag im Nubischen Museum gehalten hat, hieß es für uns alle Abendessen im „Old Cataract“, jenes berühmte Hotel, das in Assuan mit Blick direkt auf Elephantine liegt und auf dessen Privatterrasse Agatha Christie ihren Roman „Tod auf dem Nil“ geschrieben hat.

Falls ihr mal zufällig hier seid: Es lohnt sich! Am Abend (noch besser, bei Sonnenuntergang!) auf der Terrasse zu sitzen und auf den Nil zu schauen…einzigartig! Und auch das Essen war sehr gut.

So lässt es sich aushalten!